BDKJ-Diözesanverband Bamberg hat sich mit Erzbischof Herwig Gössl ausgetauscht:„Man kann nicht katholisch und völkisch denken“
Ebermannstadt. Erzbischof Herwig Gössl hat sich bei der Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mit den Delegierten im Erzbistum Bamberg ausgetauscht. Zu Beginn der Veranstaltung am Freitag, den 15. März 2024, im Jugendhaus Burg Feuerstein richtete er als Wunsch an die Vertreter*innen der Jugend: „Lasst euch nicht entmutigen und bringt euch ein, gestaltet die Gesellschaft aktiv mit.“ Die Delegierten stellten dem neuen Erzbischof unter anderem Fragen zum Mitgliederschwund in der katholischen Kirche, zum Frauenpriestertum und zu sinkenden Ressourcen.
Herwig Gössl versprach auf der Diözesanversammlung, der Jugend zuzuhören und im Dialog zu bleiben – wie an diesem Abend. Wie überzeugt man Menschen, weiterhin Mitglied der katholischen Kirche zu sein? „Ich glaube nicht, dass es uns gelingt, alle Menschen mitzunehmen, zum Beispiel Menschen, die sich für Rassismus oder Antisemitismus einsetzen“, sagte Herwig Gössl. „Unser Maßstab ist die frohe Botschaft von Jesus, die eine persönliche Beziehungsbotschaft ist: Du bist geliebt. Das ist das wichtigste Angebot, das wir haben.“ BDKJ-Delegierte wiesen darauf hin, dass katholische Kinder- und Jugend(verbands)arbeit einen offenen Raum für alle Kinder und Jugendlichen biete, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer Sexualität.
Weniger Gebäude, weniger Geld: Im Gespräch ging es um die sinkenden Mitgliederzahlen, geringere räumliche und personelle Ressourcen. Die Delegierten in der Diözesanversammlung betonten, wie wichtig es sei, dass es weiterhin genügend Ressourcen gebe. Der Erzbischof sagte, dass die katholische Kirche viele Gebäude aufgeben müsse und es weniger pastorale Mitarbeitende gebe: „Ich denke, dass wir eine Kirche aus mehr Ehrenamtlichen und weniger Hauptamtlichen werden. Wir müssen lernen, mit knapperen Ressourcen gute Arbeit zu machen.“ Den Zölibat abschaffen, das Frauenpriestertum einführen oder das Sakrament der Ehe für alle öffnen? Herwig Gössl meinte, er glaube nicht, dass man nur dadurch Mitglieder in der katholischen Kirche halten oder Menschen für sie gewinnen könne.
Da sich der BDKJ-Diözesanverband Bamberg gegen Rechtsextremismus einsetzt, wurde auch dieses Thema bei der Versammlung angesprochen. Herwig Gössl betonte: „Wir sind für die Gleichheit der Menschen, Gerechtigkeit, Schutz von Geflüchteten. Dadurch ist auch klar, wo die Grenzen sind: Man kann nicht katholisch und gleichzeitig völkisch denken.“ Er empfahl jedoch, mit allen Menschen im Gespräch zu bleiben, auch wenn sie anders denken, sich herabwürdigend oder rassistisch äußern.
In einem Statement machte der BDKJ-Diözesanvorstand Bamberg deutlich, dass er sich für queere Menschen einsetzt. Herwig Gössl erwiderte darauf: „Beim Synodalen Weg haben mir die Gespräche zum Thema sexuelle Vielfalt die Augen geöffnet für Sichtweisen, die mir bis dato fremd waren.“ Ihm sei es wichtig, allen Menschen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung – zu vermitteln: „In der Kirche bin ich angenommen und geschätzt. Niemand soll sich ausgeschlossen oder abgelehnt erfahren.“
Der Abend hat gezeigt, dass der BDKJ-Diözesanverband Bamberg und Erzbischof Herwig Gössl bei bestimmten Themen unterschiedliche Ansichten haben. In einem wesentlichen Punkt ziehen aber beide an einem Strang: Sie arbeiten gemeinsam an dem Ziel, dass Kinder und Jugendliche Licht und Leben in die Welt bringen. Als Symbol dafür trug der Erzbischof das Kreuz, das Vorsitzende der BDKJ-Regionalverbände zu ihrer Wahl bekommen.